Eine bewegende Entscheidung

2016, gab es leider im Netz noch nicht wirklich viele Informationen oder bekannte Fälle von erblindeten Pferden. Daher habe ich mich zunächst in der Tierklinik genauer über die Krankheit periodische Augenentzündung informiert. Von der behandelnden Ärztin wurde mir geraten, Romo schmerzfrei zu bekommen und in 4 Wochen das noch halbwegs gesunde rechte Auge operieren zu lassen. Dabei hätte eine 50%ige Wahrscheinlichkeit bestanden, dass wir das Auge retten können. Das linke wurde stabilisiert, aber war definitiv irreparabel erblindet.

Kann solch ein Tier schmerzfrei und glücklich Leben?
Kann er ein „normales“ Leben führen?
Wie groß ist die Chance das er das überlebt?
Kann er seine Artgenossen finden? Braucht er einen Betreuer?

Natürlich wurde mir von vielen Seiten geraten, Romo, der so kurzfristig erblindet ist, einschläfern zu lassen. Solch einen Patienten „Schubfrei“ zu bekommen, sei fast unmöglich und ein glückliches Leben werde er nie führen können. Außerdem kann man dann ja nie wieder „etwas mit ihm anfangen“. Pferde sind schließlich Sportgeräte und wenn man sie nicht reiten kann, scheinen sie unbrauchbar.

Wir haben sehr lange überlegt, was die richtige Entscheidung sein könnte. Er schien wahnsinnig zu leiden und sein Pferd mit so starken Schmerzen zu sehen, erträgt kaum ein Besitzer. Doch ist ein Pferd auch ein Familienmitglied. Mit der Entscheidung zum Kauf übernimmt man auch eine gewisse Verantwortung – und zwar Lebenslang!

Wie kann man eine gute Entscheidung für ein fremdes Leben treffen?

Entscheide Fragen, die man sich unbedingt stellen sollte:

  • Habe ich den Eindruck, dass das Pferd blind zurecht kommen könnte?
  • Habe ich genug Helfer und Zeit, um dem behinderten Pferd ein guter und treuer Partner zu sein?!
  • Habe ich genug Geld für die anstehenden Tierarztkosten?
  • Am wichtigsten: Kann ich das alles mental & Körperlich leisten?

Wer das nicht kann, sollte dringend mit seinem Tierarzt entscheiden wie der Weg weiter gehen soll. Fühl dich nicht schlecht „Nein“ zu sagen. Niemand hat das Recht, über eure eigene Entscheidung zu urteilen. Niemand kennt dein Pferd besser, als du selbst.

Meine Entscheidung: Solange er Lebensfreude zeigt, darf Romo leben. 

Innerhalb der zwei Wochen in der Klinik änderte sich jedoch auf einmal alles. Er war so artig, dass er nicht einmal ruhig gestellt werden musste. Ich besuchte ihn vor und nach der Arbeit und ging so oft es ging mit ihm spazieren. Dabei hatten wir tagtäglich Besuch von lieben Freunden. Er blühte von Tag zu Tag auf und so stand unsere Entscheidung: Wir geben nicht auf!! So lange er Lebensfreude hat, darf er Leben. Wie lange das sein wird, wird sich mit der Zeit zeigen.

Jetzt, 4 Jahre nach der Diagnose, blüht er nur vor Lebensfreude.
Auch wenn ich einzelne Tage verflucht habe, körperlich und mental an meine Grenzen gegangen bin: ich bereue es nicht, denn mir war diese Reise jeden Schritt wert. Dennoch muss man eine solch wichtige Entscheidung immer vom Einzelfall abhängig machen.

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