Unter mir wackelte der Boden. Angestrengt versuchte ich mich auf meinen Beinen zu halten, stützte mich mit dem Hintern ganz fest an der Stange ab. Als wir endlich anhielten, versuchte ich aus dem schmalen Fenster hinaus zu spähen. Wirklich etwas erkennen konnte ich nicht. „Haaaalloooo“ brüllte ich und stampfte kräftig auf den Boden „Holt mich hier endlich raus!‘“. Ein kleines zierliches Wesen erschien, öffnete die kleine Tür, die für Menschen gedacht war und stecke den Kopf zu mir herein. „Hier Damiano, willst du eine Möhre?“

 

Wütend stampfte ich auf: „Seh‘ ich so aus als hätt‘ ich Hunger? Was ist bei der denn nicht ganz richtig! Ich will hier raus!!!“

 

Endlich kam eine zweite Menschin hinzu. Sie öffneten die hintere Luke und machten mich vorne los. „Ähm… wie war das nochmal? Achja genau, ein Schritt rückwärts, noch ein Schritt – ach Leute lasst mich in Ruhe, das ist mir hier viel zu anstrengend!“ – Ich sprang vom Hänger und schaute mich um.

 

„Hui, die haben mich doch echt zu heißen Mädels gebracht. Die hab‘ ich ja seit Jahren nicht mehr gesehen.“ Mein Herz begann sichtbar zu rasen, meine Atmung wurde hörbar.

 

„Nu kommt schon Mädels, trödelt hier nicht rum. Ich will endlich da rein!“. Die kleine Menschin, die am Ende meines Seils hing, sollte sich lieber mal beeilen.

 

Endlich machte sie mir diese warmen, klebrigen Dinger um meine Beine ab und brachte mich auf eine große Wiese. Sie öffnete den Strick.

 

„FREIIIIHEEEEEEEIT – Ihr Süßen, ich KOOOOOMMMMEE!“

 

Ich gab Gas. Gott, fühlte sich das gut an! 

 

Die heiße Fuchsstute hatte ich sofort gesichtet. „Die Kleine weiß noch gar nicht wie ihr gleich geschieht“, dachte ich voller Vorfreude. Doch was war das? Irgendetwas kleines hatte mich gekitzelt?

 

Was… Wer.. Wie?

 

Da sah ich ihn, den kleinen braunen Schatten der in Windeseile um meine Beine herum sauste und mich abwechselnd in die Flanke trat. „Alter – was ist denn dein Problem?“, ich versuchte ihn zu erwischen, doch das Biest war viel zu schnell, zu klein, zu wenig. Und man hatte der eine Kraft, das tat richtig weh! 

 

Wir lieferten uns einen Kampf, den ich nach einigen Minuten kraftlos unterbrach. Ich gab auf. Außer Puste und enttäuscht schaute ich zu der braunen Kugel herunter: „Wer bist du denn?“

 

„Mister, schön Sie kennen zu lernen! Ich bin Pauli. Ich bin hier der wichtigste Posten und sorge für die Neuankömmlinge. Ich weise Sie nun in die Herdenordnung 2.0 ein. Bitte folgen Sie mir.“

 

„Okaaaay. Schön dich kennen zu lernen Pauli!“, sagte ich und fragte mich innerlich, was der denn für einen Schatten hat. Für heute war ich allerdings zu müde, um weiter darüber nachzudenken. Noch während mir Pauli irgendwas von §3 erzählte, fielen mir die Augen zu.

 

Verschlafen blinzelte ich und öffnete die Augen. Direkt unter meinem Kopf stand erneut dieser kleine braune Pummelkerl. Wie hieß der nochmal… achja … Pauli. 

 

„Guten Morgen“, brummelte ich mürrisch vor mich hin. 

 

Pauli machte einen fröhlichen Satz nach vorne und begann um mich herum zu tänzeln. „Guten Morgen Sir! Ich begrüße Sie an Tag 1 des Herden-Einführungsprogammes. Auf dem heutigen Tagesplan steht die Erkundung des Geländes, des Innenstalles und der Futterstellen. Wir beenden unsere Tour am nördlichen Rand der Wiese, wo wir unser Nachtquartier aufschlagen werden.“

 

Mein Schädel brummte, der hat doch nicht mehr alle Tassen im Schrank. Widerwillig beugte ich mich dem „Tagesplan“ und folgte Pauli. Eine Führung konnte ja nicht schaden, um schneller an die geile Fuchsttute heran zu kommen. Ich schaute zu der entfernt stehenden Herde, bestimmt 30 andere Pferde standen auf dieser Wiese. Die letzten Jahre war ich mit meinem Kumpel Fred alleine gewesen… hatte mein Ruhe, aber eben auch keine Stuten.

 

Nachdem wir endlich im nördlichen Teil angekommen waren, stellte mir Pauli noch die Nachbarn vor. Darunter war das dicke Hängebauchschein Gerd, ein Haufen Hüher und zwei Lamas.

 

„Ey, wo willst du denn hin? Morgen geht es zum ersten Kennenlernen! Wir müssen hierbleiben“, fragte mich Pauli, als ich mich umdrehte und wieder in Richtung der Lamas lief.

 

„Alter, ich hab‘ auf eure komische Herdenordnung gar keinen Bock. Lass mich einfach in Ruhe“, ich drehte ab und ging zielstrebig auf die zwei – zugegeben recht komisch aussehenden – Lamas zu. Ich hatte mir heute genug angeschaut um einen Plan zu fassen. „Wir sind ab heute eine Herde“, sagte ich zu den beiden Lamas. „Ihr folgt mir jetzt einfach und dafür bring ich euch sicher ans Wasser – Deal?“

 

Die beiden nickten zustimmen. „Geil, wir wollten schon immer Mal mit euch Pferden abhängen.“ Pauli schaute mich verdutzt an. „Du bist doch nicht mehr ganz dicht? Das sind doch gar keine Pferde?!“

 

Ich erwiderte: „Pauli, schließ dich doch einfach mir an. Wir bilden eine Herde. Du bist doch viel zu Intelligent, um hier den Außenposten der Herde zu spielen. Wolltest du nicht schon immer einmal aufsteigen? In wenigen Tagen übernehme ich hier die Herde und DU wirst dann meine Nummer 2.“

 

……

 

In den nächsten Tagen ignorierte ich die andere Herde. Einmal am Tag kamen meine neuen Menschen und wollten mich aus meinem Eroberungs-Projekt heraus holen. Sie stellen mir irgendwas essbares hin und versuchten meinen Wunden einzusprühen, die ich von dem Kampf mit der braunen Kugel davon getragen hatte. Ich erkläre ihnen recht schnell, dass ich für so etwas keine Zeit habe. Ich hatte größere, wichtigere Pläne.

 

Meine Herde war immerhin schon 4-Mann-stark. Dennoch zeigte sich die Stute unbeeindruckt. Doch an Tag 4 kam ein großer Brauner zu uns. Ziemlich schlaksig, groß gewachsen und auf den ersten Blick ein Kindskopf, dennoch war er eindeutig der Größte und Stärkste der anderen Gruppe, auch wenn ihm dies wohl selbst nicht bewusst war. Er stellte sich als Hotte vor und fragte an, was wir hier tun.

 

„Hey Hotte“, sagte ich. „Pauli, die Lamas und ich, wir haben eine Herde gegründet“, sagte ich. „Willst’e nicht einsteigen? In ein paar Tagen übernehme ich eure Herde, du kannst ganz nach oben wenn du mir hilfst.“ Hotte schaute mich groß an, sagte nichts, blieb aber bei uns und graste neben uns. Ich erkannte sofort sein Potential. Gegen den wollte niemand kämpfen, der würde mich sofort umhauen. Nur schien er das selbst nicht zu realisieren, der perfekte Kumpfel für meine Zwecke.

 

„Das lief ja leichter als gedacht hier.“

 

Es dauerte nicht lange, da hatte ich immerhin klein Pauli, Hotte, 2 Lamas, zwei Schimmel und eine Stute zusammen bekommen. Und es schlossen sich immer mehr an. Nach knapp einer Woche standen alle Pferde in meiner Gruppe.

 

Ich räusperte mich: „Herzlich Willkommen in meiner Herde ihr Lieben. Die Schimmelstute und die Fuchsstute sind meine Gemahlinnen, der Rest steht zur Verfügung. Hotte und Pauli haben hier das Sagen, wer etwas dagegen hat, kann sich jetzt melden! Die Heuzeiten bestimme ich. Wir haben jetzt einen festen Tagesplan, der aufgeteilt ist in Schlaf- und Bewegungsphasen.“

 

Viele verdutzte Gesichter schauten mich an. Keiner entgegnete etwas. Na super, dachte ich, das läuft ja wie am Schnürchen hier. Ich war voll in meinem Element angekommen.

 

Meine Menschen wunderten sich anscheinend etwas über meine Vorgehensweise. „Tja, die hatten wohl noch nie einen echten, wahren Anführer gesehen. Die werden sich schon noch umgucken. So einen wie mich, den gibt’s schließlich nur einmal!“

 

 

Wie gefällt euch die Sicht von Dami. Wenn ich weiter erzählen soll, schreibt mich doch einmal an via Instagram / Facebook / Mail. Ich freue mich auf eure Rückmeldung 🙂