Für ein erblindetes Pferd sind feste Gewohnheiten im Alltag eine notwendige Vorraussetzung. Das fängt dabei an, dass Futter- sowie Wassertrog unbedingt einen festen Stellplatz brauchen. Romo prägt sich im Kopf eine Art Landkarte ein, sodass er mühelos ohne etwas zu sehen zurechtkommt. Stellt man etwas um, ist es daher für ihn nur erschwert wieder zu finden. Einige Zentimeter reichen manchmal aus, um ihn völlig aus dem Konzept zu bringen.

Dasselbe Prinzip gilt auch für alle Tore, Aus- und Eingänge. Einmal durchgegangen merkt er sich diese – so haben wir auch gelernt, dass man ihm „erklären“ muss, dass Türen geschlossen werden. Als wir das am Anfang im neuen Stall nicht gemacht haben, ist er in der ersten Nacht ziemlich schmerzhaft gegen den Pfosten der Tür zum Paddock gelaufen… seitdem klappern wir mit einer Metallkette um ihm das akkustische Zeichen für „auf“ und „zu“ zugeben.

Des Weiteren ist ein geregelter Tagesablauf mit festen Fütterungszeiten besonders wichtig. Da er kein Licht mehr sehen kann, kann recht schnell auch der normale Biorhythmus aus dem Gleichgewicht geraten. Solange er feste Frühstücks-,Abendbrot- sowie Schlafzeiten hat, können wir sicherstellen, dass dies nicht so schnell passiert. Denn ein gut gepflegter Biorhythmus ist wichtig für seine „innere Uhr“ und stellt sicher, dass er auch die Jahreszeiten und den Fellwechsel geregelt bekommt.

Gewohnheiten sind aber auch in anderen Dingen bei blinden Tieren wichtig. Ich gewöhne mich daran ihn auf alles was wir tun vorzubereiten, indem ich ihm akkustische Signale vermittle. Er lernt viele Begriffe, die für ihn wichtig sind wie „Zaun“, „Halt“, „Komm“, „Warte“, „Heb“ etc. und vertraut darauf, dass solange ich mit ihm unterwegs bin, ich auch auf ihn aufpasse.

Ebenfalls bereite ich ihn vor, wenn ich mich von ihm entferne. Sonst passiert es manchmal, dass er noch nach jemandem sucht und nicht versteht wo er so schnell hingelaufen ist. Daher kennt er mittlerweile auch ein Kommando zum Abschied, nachdem er gemütlich fressen gehen und sich entspannen kann:

„Bis morgen Romo!“