Die Zeit scheint uns förmlich davon zu laufen, dauernd schauen wir auf die Uhr und hetzten von Termin zu Termin. Wir alle sind uns schließlich bewusst, dass wir ein Ablaufdatum besitzen und wollen daher in der uns zur Verfügung stehenden Zeit das Beste daraus machen.

Oft habe ich das Gefühl, das „sich Zeit lassen“ mit etwas, eine so hohe Kunst geworden ist, dass sie nur noch wenige Beherrschen. Dabei sagt doch schon ein altes Sprichwort: „Nur in der Ruhe liegt die Kraft“.

Pferde dagegen denken nicht an ihr Ablaufdatum, sondern leben im Hier und Jetzt. Sie verstehen nicht wieso wir nur ein kleines Zeitfenster für sie haben und nicht einfach komplett in ihrer Herde verweilen. Und erst Recht verstehen sie nicht, welche Ziele wir mit ihnen verfolgen und bis wann sie etwas gelernt haben müssen. Sie reagieren einfach auf die Situation die grade besteht und verstehen auch nicht, das sie etwas „Falsch“ gemacht haben sollen, da es in ihrer Welt kein „Falsch“ gibt.

Umso ungerechter finde ich es, wenn wir mit unserer Zeitnot und unseren Zielen die Tiere unter Druck setzen. Oft wird man dem Pferd damit nicht gerecht, es fühlt sich überfordert und wird krank. Wieso setzt man sich also an einem schlechten Tag nicht einfach mal auf die Pferdewiese und lässt die Seele baumeln, anstatt seinen Frust in der Reithalle abzulassen. Viele werden argumentieren, dass man das Pferd dann nicht ordentlich arbeitet und so niemals auf Turniere gehen kann.

Für mich ist dieses Argument schlicht und einfach ein Selbstbetrug. Man kann sich einfach nicht eingestehen den Fehler bei sich selbst zu suchen. Festzustellen, dass man selbst durch die Arbeit, das Sozialleben oder Geldsorgen so unter Druck ist, dass man sich womöglich selber im Weg steht ist keine Option. Es ist immer leichter wenn andere schuld sind, in dem Fall des typischen Reiters ist es eben das Pferd.

Doch wenn das Pferd der Spiegel unserer Seele ist, wie es immer so schön kitschig formuliert wird, wie kann es dann ruhig arbeiten, wenn wir aufgewühlt auf ihm sitzen?!

Grade im Training wäre es wichtig damit anzufangen, sich Zeit zu lassen. Sich auch zwischendurch mal wieder um uns selbst zu kümmern, die Seele baumeln zu lassen, dann kommen die Erfolge von ganz allein. Denn nur wer Zeit und Ruhe hat, hat die Kraft zuzuhören und zu verstehen und somit auch zu lernen.

Durch die ganzen Sachen die täglich auf uns einprasseln, haben wir völlig verlernt, achtsam zu sein und sich selbst zu erden. Denn die Zeit läuft uns nur davon, wenn wir es zulassen. Wir haben es selbst in der Hand, ob wir den Moment genießen oder unter Druck arbeiten wollen.

Also möchte ich euch einmal mehr dazu aufrufen, euch Zeit zu nehmen, für euch selbst und mit eurem Pferd.