Mein Pferd ist gar nicht zu dick – das sind alles Muskeln. Er ist nur heute so drauf – sonst ist er ganz artig! Normalerweise reite ich viel besser. Reitkappe trage ich sonst immer – nur heute habe ich sie weggelassen. Heute haben die Pferde mal ausnahmsweise Pause – morgen machen wir wieder was.

Wenn es um unsere Pferde geht, rechtfertigen wir uns andauernd. Sei es die Menge des Spezialfutters, der Wechsel vom Hufschmied oder die neue Trainingsweise. Immer kämpfen wir gegen die vielen Besserwisser und Bessermeiner an.
Dabei sollte grade die Zeit im Stall eigentlich als eine Freizeitaktivität für Erholung sorgen und nicht dazu führen, dass wir ständig das Gefühl haben, all unsere Handlungen erklären zu müssen.

Doch liegt das Gefühl bei uns selbst oder an den anderen?!

Oft kennt man als Besitzer sein Pferd doch am besten und sollte daher auch beurteilen können, was gut und was schlecht ist für das eigene Tier. Doch sobald jemand seinen Senf dazu gibt, fühlen wir uns angegriffen und haben das Gefühl eine Erklärung abgeben zu müssen.

Genauso machen wir es schließlich auch im Alltag. Sei es beim Partner, dem wir erklären müssen, wieso wir so lange gebraucht haben, wo er doch eigentlich wissen müsste, dass wir einfach mal die Seele baumeln gelassen haben bei einem netten Plausch mit unseren Stallkollegen. Oder sei es eine neue persönliche Veränderung, der mit: Das bist doch aber gar nicht du – begegnet wird.

Eine solche Art der Rechtfertigung hat häufig damit zu tun, eine selbst empfundene Unsicherheit abzuwälzen. War es richtig oder falsch was wir entschieden haben?! Und gleichzeitig paart sich die Unsicherheit mit einer Art Schuldgefühl. Doch wieso fühlen wir uns schuldig?!

Ich selbst kenne dieses Gefühl nur zu gut, hinterfrage alles viel zu schnell und lasse mich oft und gern verunsichern. Dabei treffen wir täglich Entscheidungen, von denen wir meinen, dass sie gut für uns oder andere sind. Wir sollten auf das Hören, was uns unser eigenes Bauchgefühl mitteilt und nach aktuellem Wissenstand entscheiden. Das man nicht immer die richtige Entscheidung treffen kann und Fehler menschlich sind, muss uns dabei natürlich auch bewusst sein.

Lasst euch also nicht ständig von anderen beirren, wenn ihr eine neue Methode des Trainings auswählt, ein neues Futter kauft oder euch um entschieden habt. Das Leben ist zu kurz für so viele Rechtfertigungen! Macht das was euch in den Sinn kommt – rechtfertigt euch nicht dauernd für eure Handlungen, sondern erklärt was ihr getan habt und steht dazu. Falls ihr wirklich mal falsch entscheidet, kann man oft noch rechtzeitig korrigieren.

Ich persönlich arbeite immer wieder an mir und grade dieser Art der Selbstanschuldigungen. Romo ist mir ein unglaublich guter Lehrer des Lebens, trotz seiner kindischen Art kommt er mir Alt und Weise vor. Immer wenn ich zweifel, zeigt er mir das ich keinen Grund dazu haben muss. Wir kennen unsere drei Vierbeiner in und auswendig seit Jahren und ich lasse mich nicht beirren, was unseren gemeinsamen weiteren Weg angeht. Dafür liebe ich es, was wir erarbeitet haben und freue mich jedes Mal neue Methoden oder Spielereien auszuprobieren.